Der erste Teil unserer Reise nähert sich dem Ende. Nur noch die ligurischen Alpen trennen uns vom Meer. Wie wir dorthin gelangen, könnt ihr hier lesen.
Wir rollen im leichten Regenschauer aus dem Valle Stura nach Cuneo. Die erste grössere Stadt seit langem! Mit riesigen Supermärkten! Hungrig kauft es sich bekanntlich am Besten und als wir den Lidl verlassen, wissen wir gar nicht, wo wir all das gekaufte Essen verstauen sollen... Also disponieren wir um und aus dem Zeltsack wir ein Fresssack. Mit etwas mehr Gepäck als gewohnt erreichen wir das Heim von unserem Warmshower Gastgeber Gabriele. Eine warme Dusche, ein leckeres Polenta mit gefüllten Tomaten aus dem Ofen und einem Glas Wein rufen uns die Vorzüge der Zivilisation wieder ins Gedächnis.
Nach dem kurzen Intermezzo in der Stadt pedalieren wir wieder weiter Richtung Berge. Über Vernante, wo an den Hauswänden die Geschichte von Pinocchio erzählt wird, erreichen wir durch das Valle Verneanga den Colle di Tenda. Dies steht jedenfalls auf dem Schild, denn unsere Orientierung ist in dem stockdichten Nebel sehr eingeschränkt. Bei Kaffee und Kuchen warten wir vergebens auf Besserung. Als das Restaurant Feierabend macht müssen wir wohl oder übel aus der warmen Stube in den kaltnassen Nebel-Nieselregen. Wir stellen unser Zelt irgendwo beim nahegelegnen Forte Colle Alto auf und hoffen auf den nächsten Tag. Und siehe da, der Nebel ist weg und wir haben endlich Aussicht: Wir befinden uns bereits mittendrin in den Ligurischen Alpen!
Die nächsten beiden Tage folgen wir den Militärstrassen (leider mit sehr wenig Trailanteil) mal über, mal im Lärchenwald. Die Bäume beginnen sich zu verfärben und tauchen die Natur in eine bunte Farbpalette (Tourdaten Cuneo-Molini) . Dann kehren wir der Aussicht auf die Westalpen den Rücken. Vor uns glitzert bereits das Meer im Sonnenlicht! Doch zuerst stoppen wir noch in Molini di Triora, wo wir uns mit Christian treffen und es neben den zahlreichen Hexenverbrennungen im Mittelalter auch ganz viele tolle Trails zu Entdecken gibt.
Hier ein RIESEN Dankeschön an Franzi, Joschi, Sabine, Tina, Flory und Christian für das Sponsoring und die Organisation des Shuttle Tages in Molini. Es war der Hammer und wir werden uns noch lange an den pedalierfreien Tag erinnern, an dem wir abends vom vielen Runterrasen müder waren als bei unserer Alpendurchquerung. Nicht einmal der Zaubertrank von Miraculix hätten Tania geholfen, um mit den 3 übermotivierten Römern in unserer Gruppe, Joos und Christian mitzuhalten... Aber auch tolle und etwas stressfreiere Touren wie Rocca Mea (Danke Leontina, Micha und Guillaume für den tollen Tag) mit Shuttle-Unterstützung lohnen sich. Und das Beste: auf den Trails ist ausser denen, die wir bereits kennen, niemand (Tourdaten Molini)
Nun nähern wir uns mit grossen Schritten dem Meer. Nach Molini gehts talauswärts und wir erreichen Arma di Taggio und somit 0 Meter über Meer. Kaum zu glauben, dass wir von zu Hause durch die Alpen geradelt sind und jetzt, ziemlich genau 7 Wochen später, im angenehm warmen Meer schwimmen. Naja, für uns angenehm warm, für die Italiener ist die Badesaison bereits beendet und sie retten den Sand in Höcken vor dem Meer. Ist das so ähnlich wie Snowfarming bei uns zu Hause?!? Wir radeln weiter nach Imperia und unternehmen einen kurze Biketour zum Monte Faudo (Tourdaten Monte Faudo). Dort treffen wir auf Stefan und sind einmal mehr überwältigt, denn einige Tage später geht in unserer Kaffeekasse ein ziemlich stolzer Betrag von ihm ein und falls du, Stefan, das hier liest: Einfach DANKE, DANKE, DANKE!
Wie jedes Jahr treffen wir (ungewollt) während dem grössten Trubel im Shuttle Paradies Finale Ligure ein. Es ist EWS (Enduro World Series) und zugleich deutscher Nationalfeiertag. Das Dörfchen und die Shuttlebusse platzen aus allen Nähten! Obwohl wir gerne den Luxus eines Campings genossen hätten, heisst es nun: "Schlafen am Strand". Das einzig Positive an dem Rummel: Man trifft garantiert jemanden von zu Hause. Das es per Zufall auch noch unser alter Nachbar Pascal und Patrick (hat uns den ersten Kaffee in Italien offeriert) sind, hätten wir nicht erwartet... Auch Leontina, Micha und Guillaume sind nach Finale weitergereist und so verbringen wir neben dem Biken ein paar tolle Stunden bei Gelati (Danke Martina und Elias!) und Apero, wo man nach dem "All you can eat- Aperobuffet" bestimmt nichts mehr zum Abendessen braucht... (Tourdaten Finale Ligure)
Entlang der wunderschönen ligurischen Küste fahren wir über die Hafenstadt Genua und den Parco Naturale Regionale di Portofino nach Sestri Levante. Direkt im Hinterland sind noch 2 Trails die wie gerne mitnehmen wollen (Tourdaten Mimosa-St. Anna). Wenn die Trails nicht so ausgewaschen wären, würde uns Sestri Levante nicht nur wegen der Fliegenplage am Strand und einer ungemütlichen Nacht zwischen Zug- und Autolärm in Erinnerung bleiben... Wir pedalieren weiter nach Monte Salto del Cavallo für einen weiteren Trail, der runter bis ans Meer geht (Tourdaten Tagliamento Deiva). Perfekter geht es kaum! Ein wunderschöner Trail, ein kühler Sprung ins Meer und einen schönen letzten Abend in unserem MSR Elixir Zelt oben auf dem Monte Salto del Cavallo. Am nächsten Tag strampeln wir über den Passo del Bracco, mit stolzen 615m über Meer der wohl niedrigste Pass bis jetzt, nach La Spezia, wo Tanias Eltern mit dem grossen Gepäck auf uns warten.
Marianne, Tanias Mama, hat ein wunderschönes Appartement mit viel Platz zum Umorganisieren gebucht. Besser geht es nicht! Gemeinsam mit Sepp, Tanias Papa, und Marianne leben wir la Dolce Vita in Perfektion. Es fehlt uns für einmal an rein gar nichts. Zwischen Apero, leckerem Seafood und Pizza, den wunderschönen Dörfchen Manarola, Corniglia und Vernazza von Cinque Terre und einer Schiffahrt von Porto Venere zu den Inseln Palmaria, Tino und Tinetto können wir unsere Batterien wieder aufladen und eine wunderschöne Zeit mit Tanias Eltern verbringen. Sogar das von Joos gewünschte Vermicelles hat Marianne aus der Schweiz mitgebracht! Nochmals vielen Dank für alles! Wir werden euch sehr vermissen 😘!
Nun heisst es: Umpacken. Ab jetzt werden wir mit etwas mehr Gepäck unterwegs sein. Wie wir uns mit den Extra Kilos so herumschlagen, könnt ihr im nächsten Blog lesen.
Reisezeit: 25.9.-9.10.2020
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