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6. TOSKANA UND ROM

Seit La Spezia haben wir nun unser komplettes Gepäck dabei. Unsere Reiseart hat sich mit dem zusätzlichen Gewicht verändert. Wie wir damit klar kommen, könnt ihr hier lesen.

Das leichte Leben hat nun in vieler Hinsicht ein Ende. Vollbepackt verabschieden wir uns von Tanias Eltern und dem Luxus in La Spezia und brechen Richtung Süden auf. Ab jetzt werden wir vor allem auf der Strasse Strecke machen und an ausgewählten Orten für ein paar Tage einen "Bike-Stop" einlegen. Das heisst für uns: 1. nicht mehr jeden Tag Trails aber auch 2. Trails OHNE Gepäck. Also los... 

Weit kommen wir nicht: kurz vor Pisa fahren in den ersten Wolkenbruch seit einer geschätzten Ewigkeit. In unserem Tankstellenunterschlupf spendiert uns ein Motorradfahrer einen Espresso mit Whiskey Seitenwagen...Als wir dann endlich in Pisa ankommen, scheint uns dieser Turm doch etwas schief zu sein...Ob das nur am Whiskey liegt?

Durch die wunderschönen Pinienwälder der Toskana mit vielen Free Camping Möglichkeiten direkt am Strand radeln wir weiter der Küste nach. Dann stechen wir ins Landesinnere, denn die Trails in Massa Marittima wurden uns von Jutta und Bruno wärmstens empfohlen. 

Unsere Navigationsapps "Maps Me" und "Komoot" schicken uns durch die Pampa mit supersteilen Anstiegen, die mit den nun vollbeladenen Mountainbikes fast zu einer grösseren Challenge werden, als der Wanderweg hoch zur Blüemlisalp...

Endlich angekommen der nächste Schock! Auf dem Campingareal sind nur Camper und keine Zelte erlaubt. Wo sollen wir nun all unsere Sachen lassen, wenn wir am Biken sind? Wir fliehen in den Wald und glauben/hoffen dass niemand an unserem Hab und Gut Interesse hat. Und als Guillaume, den wir in Molini kennengelernt haben, mit Wasser, Bier und Solardusche eintrifft fehlt es uns dann an Nichts mehr. Mit einem selbstorganisierten (fast) all you can Eat Apero und einem schönen Feuer mit Barbecue feiern wir unser Wiedersehen. 

Über die Trail-Arena Massa Marittima gibt es eigentlich nur zu sagen: Einfach Genial! Direkt von unserem Campingspot im Wald starten viele Trails, alle in einem Top Zustand. Wir sind nicht die Einzigen, die begeistert sind. Es wimmelt von Schweizern (auch solche aus unserer Heimat Davos) und Deutschen und bald wird uns klar, dass wir mit "Hoi" weiter kommen als mit "Ciao". Wir verbringen mit Guillaume 3 Tage in diesem tollen Trailparadies und am Ende können wir mit Fug und Recht behaupten, dass die Italiener mehr von Spaghetti als Sex verstehen. Zumindest, wenn es um die danach benannten Uphill Trails geht... (Tourdaten Monte Arsenti, Tourdaten Flowing Massa) 

Zum Abschluss von drei tollen Tagen nehmen wir am Lago Accesa ein erfrischendes Bad und gönnen unseren Räder eine Rundum - Wäsche. Ab und zu guckt ein kleiner Schildkrötenkopf aus dem kristallklaren See und ist dann Schwups wieder untergetaucht. Wir lassen die Seele baumeln und geniessen diese kleine Wellness Oase. Dann nehmen wir Abschied von Guillaume und pedalieren zwischen Olivenhainen und Weinreben immer geradeaus durch die Toskana weiter südwärts. Ein kleine Halbinsel bei Orbetello, auf der es einige gute Trails haben soll, ist unser nächstes Ziel.

In Gianella, nahe Orbetello, angekommen, wird uns wieder einmal klar, dass die Saison in Italien vorbei ist. Der erste Campingbesitzer schüttelt den Kopf: "Chiuso, geschlossen!" und schickt uns mit unserem Zelt an den Strand zum Übernachten. Ein paradiesischer Spot, nur keiner wo wir unser Gepäck während einer Biketour verstecken können. Und die Option "im Sand verbuddeln" kommt irgendwie auch nicht in Frage... 

Eine andere Lösung muss her... Beim Campingplatz Feniglia haben wir Glück. Der Besitzer gewährt uns eine Nacht Asyl und wir dürfen unser Gepäck tagsüber dort deponieren. Also los, ab auf die Trails! Es kommt richtiges Inselfeeling auf. Wir sind umringt von Meer und ein paar guten Bikewegen. Was will man mehr? Zwei Tage erkunden wir das Gebiet und sind uns einig: wir kommen wieder! (Tourendaten Orbetello 1, Tourdaten Orbetello 2)

Doch vorerst werden wir aus unserem Paradies (auf freundliche Art und Weise) von der Polizei vertrieben. Unser Zelt darf nicht in der Riserva della Feniglia ausserhalb des nun geschlossenen Campings stehen bleiben. Also packen wir schnell unsere Sachen zusammen, satteln auf Strassenpneus um und machen uns endlich auf den Weg nach Rom .

Wie man so schön sagt: Alle Wege führen nach Rom. Wir haben mit unseren vielen Umwegen neun Wochen bis in die italienische Hauptstadt gebraucht. Und für einmal machen wir uns zu Fuss und nicht mit dem Rad auf Entdeckungstour. Wir wandern einen ganzen Tag durch die Metropole, die uns wie ein riesiges Open-Air Museum vorkommt. Piazza Espagna, Trevi Brunnen, Piazza Navona, das Pantheon, der Petersplatz im Vatikan und natürlich das Kolosseum! Eine Reise zurück in die Vergangenheit. 

Wieder in der Gegenwart angekommen, treffen wir uns mit Edoardo, einer der drei Römer, die wir in Molini kennengelernt haben. Er zeigt uns abseits von den touristischen Pfaden das kulinarische Rom zu etwas weniger überheblichen Preisen. Eine der leckersten Pizzen, die wir je hatten, endlich ein Tiramisu zum Dessert und die in der Birreria extravaganten Biersorten werden uns den Abend mit Edoardo und seiner Freundin Ambra nicht so schnell vergessen lassen. Natürlich schmeckt uns das "Keller" Bier am Besten, obwohl unsere Trinkfestigkeit nicht gereicht hat, um alle angebotenen Sorten auszuprobieren... 

Unser erstes Fazit nach ca. 500 km mit dem grossen Gepäck: 


Wenn wir Biken wollen, heisst das erstmals Mehraufwand. Wir wechseln von Strassenpneu auf Bikepneu und müssen jedesmal einen Platz finden, wo wir unser Gepäck deponieren/verstecken können. Das ganze Prozedere lohnt sich aber! Biken ohne Gepäck macht einfach mehr Spass und auf der Strasse pedaliert es sich eben doch leichter mit einem soliden Strassenpneu...


Wie es nach Rom weitergeht, erfahrt ihr beim nächsten Mal. 

Reisezeit 10.10-22.10.2022

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Kommentare: 5
  • #1

    Beatrice Kindschi (Donnerstag, 27 Oktober 2022 09:15)

    Eifach nu dr Hammer. Bi scho gspannt ufä nächschti Biitrag.
    Witerhin frohes pedalieren ��‍♀️

  • #2

    anna sinclair (Donnerstag, 27 Oktober 2022 10:59)

    Herrlich, ich geniesse Eure Beiträge und freue mich schon auf den nächsten. Lieabi grüassli und bliebend gsund.

  • #3

    Corinna Flury (Samstag, 29 Oktober 2022 16:31)

    So was vo spannend und i gnuess es jedesmal euri gschichte und hammer ufnahm! Danke ! Gnuessends und hebend sorg

  • #4

    Trails and Lines (Samstag, 05 November 2022 12:22)

    Hallo ihr Lieben!
    Vielen Dank für alle eure tollen Rückmeldungen! Wir freuen uns immer auf Feedbacks! Mit herzlichen Grüssen Joos und Tania

  • #5

    gurkesämi (Sonntag, 20 November 2022 16:30)

    Es macht riesig Spass euren Blogg zu durchstöbern. und einige bilder sind mir ja auch bekannt.
    Ich wünsche euch weiterhin ganz viel Freude.