· 

7. KAMPANIEN UND APULIEN

Viele Wege führen nach Rom und zum Glück auch einige wieder hinaus... Was wir nach der Hauptstadt Italiens so alles erlebt haben und warum Joos plötzlich ein zusätzliches Küchenutensil herumschleppen muss, gibt es hier zu lesen.

Unser Weg führt von Rom zurück an die Küste und weiter südwärts. Wir strampeln zwischen 80 und 100 km täglich und kommen sehr gut voran. Ist ja auch hauptsächlich flach hier... Vorbei an endlosen Stränden und ausgestorbenen Touristenorten, wo wir uns nun des Öfteren einen Kaffee/Toilettenstopp (Danke allen fürs Sponsoring) in den kleinen Strandcafes gönnen, erreichen wir bald die Region Kampanien bei Neapel. Hier wird die Küste mit ihren felsigen Abschnitten wieder etwas spannender. Damit es uns bestimmt nicht langweilig wird, testen wir die vollbepackten Bikes im Sand und auf steinigen Spazierwegen aus... Und wie immer: je mühsamer der Weg, desto atemberaubender das Ziel. Der Sonnenuntergang durch das Loch im Fels und den beschwerlichen Weg dorthin, werden wir bestimmt nicht so schnell vergessen.

Kurz vor Neapel biegen wir ins Landesinnere ab. Wir interessieren uns für das Hinterland von Kampanien. Dort soll es laut unserer Trailforks App zwei ziemlich grosse Trail Areas geben. Nach einer Tagesetappe erreichen wir das zwar spärlich besiedelte, dafür umso intensiver landwirtschaftlich genutzte Dorf Piedimonte Matese. Für unser Zelt scheint es hier kein geeignetes Plätzchen zu geben. Kurz vor dem Aufgeben, treffen wir auf Vincenzo und Antonio. Mit unserem bescheidenen italienisch sprechen wir sie an und nach viel Geplapper seitens Vincenzo, dem wir leider bei seinem Sprechtempo nicht gaaanz folgen konnten, dürfen wir unser Zelt für ein paar Tage auf ihrem Feld stehen lassen. Wir richten es uns also gemütlich ein, wechseln von Strassen- auf Bikepneu und nehmen eine kalte Trinkflaschen Dusche, bevor wir uns am nächsten Tag auf Entdeckungstour der 149 in Trailforks eingetragenen Trails begeben.

Doch ab den ersten Höhenmetern bergauf, scheint unser Vorhaben unter einem schlechten Stern zu stehen. Tanias Gangschaltung schaltet gar nicht mehr und nach mühsamem Herumgebastel kann Joos wenigsten die beiden kleinsten Gänge halbwegs zum Laufen bringen. Schnell wird uns auch klar, dass hier wahrscheinlich gar nicht mehr viele Biker unterwegs sind. Die ersten Trails die wir entdecken sind ausgewaschen, zugewachsen oder voller Laub. Reifenspuren finden wir aber keine. Also ändern wir unsere Route mehrfach ab, werden aber auch mit dem Boschetto Trail und dem Quattro Vie Trail nicht ganz happy. Am Ende resultiert aus 1000 Höhenmeter hochpedalieren nur 230 spassige Tiefenmeter auf dem PS2 Alta- San Potito Trail (Tourdaten Matese) Das Highlight des heutigen Tages ganz klar das Caramel Croquante Gelato in Piedimonte Matese!

Wir geben dem Matese Regionalpark nochmals eine Chance. Bei so vielen Trails muss doch einfach etwas Gutes dabei sein! Und nachdem Joos mit Fernwartungshilfe von Ivans Velosport (nochmals vielen Dank für euren super und vor allem schnellen Support!) auch die Schaltung von Tania reparieren konnte, machen wir uns voller Tatendrang auf zur sogenannten Macchia Strinata Runde. Wir kämpfen uns die Forststrasse hoch und folgen den GPS Daten des Trails. Aber obwohl wir uns anscheinend mitten auf dem Trail befinden, gibt es hier irgendwie nichts anderes als Laub, Laub und noch mehr Laub. Nach dem Mittag beschliessen wir unser Unterfangen abzubrechen, bevor wir uns im Wald komplett verirren und nehmen den einzigen Trail den wir irgendwie erahnen können (PS1 San Potito ME) zurück nach Piedimonte Matese. Dass der untere Teil sogar recht gut ist, ist kann den Tag trotzdem nicht so wirklich retten. 

 

Jetzt könnte man meinen, dass Matese für uns ein einziger Reinfall war. Trailtechnisch: JA. Aber trotz allem möchten wir die dort verbrachte Zeit keinesfalls missen. Als wir nämlich nach der Tour verschwitzt und etwas entnervt zum im Nebel stehenden Zelt zurückkommen, möchten wir eigentlich nur eines: eine warme Dusche. Silvana und Pietro, die gleich nebenan wohnen, offerieren uns genau diese! Auf die Dusche folgt ein Kaffee, anschliessend ein Apero in der Dorfbeiz und zum Schluss ein Abendessen... Unsere Verständigung: nicht immer einfach, denn Englisch kann weder Silvana, Pietro noch sonst jemand von den immer neu eintrudelnden Besuchern. Doch Bier, Wein und Schnaps lockern alle Zungen und gegen Ende des Abends könnte man meinen, dass auch Joos perfekt italienisch spricht ... Aufgrund dieser tollen Begegnung, werden wir Matese trotz den schlechten Biketagen in guter Erinnerung behalten. Vielen Dank Silvana und Pietro! 

Trotz aller Überredungskünste von Silvana, verlängern wir unseren Aufenthalt nicht und brechen zu unseren nächsten Bikedestination Taburno Bike Area rund um Solopaca (95 eingetragene Trails) auf. Auf dem Weg dorthin fahren wir per Zufall an einer Brockenbstube vorbei. Und da steht ein kleiner 4 Euro billiger (Fake) Bialetti und lacht Tania an! Wissend, dass die kommenden Länder nicht mehr mit der gleichen Kaffeequalität glänzen, wie Italien, wird der Kaffeekocher schnell gekauft und irgendwo in der eh schon zu kleinen Küchentasche verstaut. Etwas mehr Gepäck schadet Joos bestimmt nicht... 

Unsere nächste Camping Base schlagen wir oberhalb der Gemeinde Frasso Telesino auf. Der Platz ist perfekt. Wir haben eine Traumaussicht, eine Grillstelle, einen Tisch, fliessendes Trinkwasser und das Wichtigste: ab jetzt auch einen guten Frühstückskaffee. 

 

Leider können die Trails nicht mit unserem Campspot mithalten. Auch hier hat es auf Trailforks besser und vor allem nach mehr ausgesehen, als es wirklich ist. Viele Wege sind gemäss den von uns kontaktierten Taburno Bikers, die sich um die Instandhaltung der Area kümmern, nicht in optimalem Zustand, sprich nicht mehr fahrbar. Zwischen Laubsurfen und Trailsuchen durchs Gebüsch können wir wenigstens ab und zu einen Blick auf den bei Neapel gelegenen Vesuv erhaschen. Während im Tal die Olivenernte in vollem Gange ist, streunen wir im Wald herum und finden am Ende nur ein paar wenige Trail - Leckerbissen wie Pizzo Classico Part 1, Bellvue Express, Carpino Flow, Casteluccio und den Fosca Natural Trail (Tourdaten SolopacaTourdaten Taburno). Und als am dritten Tag eine etwas spezielle Kommune beschliesst, auf unseren Traumcampingspot einen Flohmarkt zu veranstalten, wird es für endgültig Zeit, weiterzuziehen. 

Wir pedalieren ostwärts mitten hindurch durch Italiens ländliche Regionen wo sehr viel Gemüse wie Fenchel, Brokkoli oder Artischocken angepflanzt werden und es scheinbar mehr Windräder als Menschen gibt.

Dann erreichen wir auf der Höhe von Barletta wieder das Meer. Nur auf der Ostseite des Stiefels. Die letzten Tage in Italien brechen an! Unsere Reise führt uns an der wunderschönen Küste von Puglia (Apulien) weiter südwärts. Bei unserer Sightseeing Tour besuchen wir das Dorf Trani mit der schönen Kathedrale, das malerische Küstenstädtchen Polignano a Mare, die weisse Stadt Otsuni, die für Apulien einzigartigen Rundhäuser mit Steindächer in Alberobello und geniessen die immer noch warmen Badetemperaturen rund um das Naturschutzgebiet Torre Guaceto. 

Und als wir die Stadt Monopoli passieren, wird uns einmal mehr bewusst, dass unser "Zürich Paradeplatz" dort ist, wo wir in freier Natur einfach unser Zelt hinstellen können. Schlafen unter uralten, knorrigen Olivenbäumen oder direkt am Strand am türkisfarbenen Meer gefällt uns tausend Mal besser als jedes fünf Sterne Deluxe Hotel.

Bei Brindisi, unserer letzten Station in Italien entlädt sich, nach einem Monat ohne einen einzigen Regentropfen, ein gewaltiges Gewitter. Zum Glück nicht über unserem Zelt... Wir verbringen diese eher ungemütliche, nasse letzte Nacht in Italien in einem trockenen Aribnb, kochen uns etwas Leckeres und resümieren die letzten knapp 3 Monate "On the Road". Wir haben total (inklusive alle Biketouren mit und ohne Gepäck) etwa 3200km und unglaubliche 75'300 Höhenmeter gemeistert! Darauf stossen wir mit einem Glas Rotwein an. 

Als Nächstes werden wir uns auf eine Schifffahrt begeben. Wo wir genau hinschippern und warum wir als erstes einen Fahrradladen aufsuchen müssen, erfahrt ihr beim nächsten Mal.

Reisedaten: 22.10.2022-5.11.2022

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Kaktus Ranger (Sonntag, 06 November 2022 22:41)

    ciao louie!