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16. ÄGYPTEN

Da in unserer nächsten Destination Fahrradfahren fast nicht möglich ist, haben wir unsere Bikes in Eilat abgestellt und reisen mit den öffentlichen Verkehrsmittel weiter. In welche beeindruckenden Welten wir eintauchen und mit welchen Ärgernissen wir zu kämpfen haben, erfahrt ihr hier.

Das alte Ägypten, das Land der Pyramiden und Pharaonen. Bereits vor 4000 Jahren gab es hier eine der beeindruckensten Zivilisationen der Menschheit. Wir nutzen unsere Gelegenheit das Vermächtnis dieser jahrtausend alten Kultur zu entdecken. Doch ganz einfach wird unsere Reise durch Ägypten nicht. Bereits am Zoll gibt es Schwierigkeiten. Entgegen der Informationen der ägyptischen Botschaft in Eilat, kostet das Visum statt 25 Dollar plötzlich 50 Dollar. Alles diskutieren hilft nichts. Kaum sind wir wirklich auf ägyptischen Boden angekommen, müssen wir weiter 12 Doller abdrücken und der Bus Fahrer haut uns mit seinem Mondpreis auch übers Ohr. Es wird nicht das letzte Mal sein, die Preise in Ägypten sind für Touristen variabel. Zähneknirschend setzten wir uns in den Bus und fahren auf der Sinaihalbinsel durch die zahlreichen Militärcheckpoints Richtung Dahab. 

Dahab ist ein kleines Örtchen am Roten Meer, das (noch) vom Massentourismus verschont geblieben ist. Gemütliche Cafés, kleine Hotels und eine entspannte Atmosphäre, ein wahres Backpackerparadies! Couchsurfer Host Hany, bei dem per Zufall auch Marco, der italienische Radler, abgestiegen ist, bietet uns neben einem Schlafplatz auch die Möglichkeit mit ihm die wunderschönen Korallenriffe und Unterwasserwelt im Roten Meer zu entdecken. Wir tauchen ab in die faszinierende Welt der Meeresschildkröten, Aale, Pufferfische, Feuerfische, Riesenmuscheln und Manta Rays. Auch Nemo haben wir gefunden!

Hany ist, wie die meisten Ägypter, Muslim und momentan ist Ramadan. Von drei Uhr morgens bis sechs Uhr abends isst und trinkt er nichts. Dann folgt Iftar, das Fastenbrechen und das Leben geht los. Man trifft sich auf der Strasse an improvisierten Tischen und Bänken und beginnt um Punkt sechs zu essen. Es wird traditionell Reis mit Fleisch (Hühnchen oder Fisch), Salat, Linsensuppe, Hummus mit Tahine und Fladenbrot aufgetischt. Dazu trinkt man Milch mit Kokossplittern oder Zuckerrohrsaft. In den kleinen Restaurants geht es zwischen fünf vor und fünf nach sechs hektischer zu als bei uns über Weihnachten in einer Skihütte... Zum Glück hat Hany unser Essen vorbestellt! 

Nach 4 entspannten Tagen im sorglosen Dahab mit vielen köstlichen Säften und noch mehr leckerem Essen reisen wir mit einem Nachtbus weiter nach Kairo. Vor dem Suezkanal wird der Bus von Hunden durchsucht und alle Pässe werden kontrolliert. Wir erhalten unsere Pässe nicht zurück... Die doppelt so teuren Visas sind anscheinend nicht in Ordnung und der Kontrolleur lässt uns nicht weiterreisen. Wir versuchen zu verhandeln, verstehen aber nicht, wo das Problem liegt. Also packen wir unsere Sachen und wollen schon zurück nach Dahab fahren, als der unsympatische Typ unsere Pässe doch noch rausrückt und wir plötzlich passieren dürfen. Muss man das verstehen? Nein, Welcome to Egypt! 

Morgens um sieben erreichen wir Kairo. Hier ist alles anders als in Dahab. Der Verkehr ist katastrophal und regellos, es wird gehupt und umhergeschrien, die Gassen sind mit Menschen, Karren und unzähligen Kleiderverkäufern verstopft, es ist drückend heiss und es stinkt erbärmlich! Die Menschen leben im Müll. Ratten, Frettchen, Katzen und Hunde ziehen durch die verdreckten Strassen. Und jeder versucht uns über den Tisch zu ziehen... Solche Lebensumstände sind für uns Westler kaum vorstellbar, doch hier leben 22 Millionen Menschen tagtäglich in diesem Chaos und kämpfen um ihren Platz in der Gesellschaft. Vom Glanz der alten Ägyptern ist hier definitiv nicht mehr viel zu spüren. 

Kairos Schatz findet man nur wenige Kilometer ausserhalb des Stadtzentrums, wo sich die 4000 Jahre alten Pyramiden von Gizeh und die Sphinx befinden. Ohne Moshes (den wahrscheinlich einzig ehrlichen Menschen in Kairo) hätten wir den richtigen Bus dorthin nie gefunden, mindestens das Fünffache für die Fahrt bezahlt und die spektakuläre Lichtshow bei den Pyramiden, die er uns am Abend bei einem Tee zeigt, verpasst! Und dann stehen wir vor diesen gigantischen Monumenten! Einfach unfassbar, was die Menschen zu dieser Zeit bereits fähig waren zu konstruieren! Wir reisen zurück in eine jahrtausend alte Kultur, dessen Pharaonen ihren Gräber für die Ewigkeit gebaut haben. 

Im ägyptischen Museum tauchen wir noch tiefer in die Kultur der alten Ägyptern ein. Pharaonen wie Khufu und Echnaton, die schönste Frau im alten Ägypten Nofretete oder Sonnengott Ra und Osiris, der Herrscher über die Unterwelt, leben durch all diese Schätze für immer weiter. Wir bestaunen Sarkophage, Statuen, Büsten, alte Werkzeuge, Schmuck, Mumien, die Schätze aus den Gräber der Pharaonen sowie den prunkvollen Sarg und die weltberühmte Totenmaske von Pharao Tuthankhamun, der bereits im Alter von 19 Jahren gestorben ist. 

Nach zwei Tagen haben wir genug von Kairo. Mit dem Nachtbus fahren wir in neun Stunden am Nil aufwärts nach Luxor. Im ehemaligen Theben haben die Pharaonen der 18 bis 20 Dynastie (mit grossen Namen wie Tuthankhamun, Ramses I, II, III und Amenhotep III) zur Ehrung des Gottes Amun (und wahrscheinlich auch sich selber) mit den beeindruckenden Tempel Luxor und Karnak ein Denkmal gesetzt. Wir wandern durch die Avenue der Sphinx, schwitzen unter der sengenden und freuen uns über unser Traumhostel am Nil mit Swimmingpool (Kosten 5Fr./Person!) und den kühlen und entspannten Abend am Nilufer. Schon fast ein wenig dekadent für unsere Verhältnisse... 

Auf der Westseite des Nil, im Tal der Könige, befinden sich die letzten Ruhestätten der Pharaonen. Die Gräber sind wahre Kunstwerke und mit (auch nach 3000 Jahren) farbigen Abbildungen und Hieroglyphen verziert! Den Toten wurden immense Schätze mit in die Grabkammern gelegt um ihnen eine gute Reise ins Jenseits zu ermöglichen. Doch bereits in der Antike wurden die meisten Gräber geplündert. Einzig das Grab von Tuthankhamun, dessen sensationelle Fund 1922 die Welt erstaunte, blieb unversehrt. Seine Schätze haben wir im Museum in Kairo bereits ausgiebig bewundert. 

Nach dem historischen Marathon flüchten wir mit einer 24 stündigen Busfahrt zurück in unsere Wohlfühloase in Dahab und lassen es uns nochmals richtig gutgehen. Leider ist es nicht mehr ganz so ruhig wie eine Woche zuvor. Das Paradies wurde von unzähligen Israelis überflutet, die paradoxerweise während dem einwöchigen Pessach Fest (=Auszug aus Ägypten) für ihre Ferien nach Ägypten reisen... 

Nach Pessach starten auch wir den Auszug aus Ägypten. Gemeinsam mit Hunderten von Israelis stehen wir an der Grenze für zwei Stunden an. Und jetzt wird uns auch klar, warum wir beim Checkpoint am Suezkanal Schwierigkeiten hatten. Tanias Visum ist gefälscht! Also bezahlen wir nochmals und verfluchen diesen Halunken von Beamten, der uns bei der Einreise so viel Geld abgeknöpft hat und dann einfach so nur ein (statt beide) Visum korrekt erstellt hat. Doch nach zwei Wochen Ägypten und ständiger Abzocke erstaunt uns Nichts mehr... Hany und Moshes sind wahrscheinlich die einzigen aufrichtigen Menschen die wir kennengelernt haben. Auch wenn das Land voller unglaublicher Schätze ist, die Gegenwart ist weitaus weniger prunkvoll...

Wie es nun weitergeht und warum wir viel rot sehen, erzählen wir euch beim nächsten Mal. 

Reisezeit 31.3. - 13.4.2023

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