Nach der tollen Zeit in Italien, Frankreich und Andorra reisen wir weiter gegen Westen. Was wir in Spanien und Portugal erleben, welche Biketrails uns besonders in Erinnerung bleiben und die Antwort auf die alles entscheidende Frage: Schafft Röné, unser Renault Kangoo, das alles? Hier erfahrt ihr wie unsere Europa Tour mit unserem Renault Kangoo weitergeht.
Die bedrohlichen Regenwolken in Andorra liegen hinter uns, aber in Spanien ist der Himmel ebenfalls schon ziemlich dunkel. Solange es trocken bleibt, testen wir die Trails in Arfa (Tourenbeschrieb Arfa Trails). Aus den Socken hauen sie uns nicht unbedingt... Dann holt uns auch hier der Regen ein, und verbannt uns in unser kleines (aber trockenes) Wohnzimmer im Röné. An Biken ist nicht zu denken... Mit dem Zelt wäre das bestimmt etwas ungemütlicher geworden.
Als sich die Himmelsschleusen endlich schliessen, reisen wir weiter ins nahe Tremp. Die Region hat ein sehr gut ausgebautes Trailnetz, an dem wir bereits vor zwei Jahren bei unserer letzten Reise nach Spanien Gefallen gefunden haben. Nach den eher enttäuschenden Trails in Andorra, ist das hier ein wahres Trailparadies und macht vor allem eins: So richtig SPASS! (Tourenbeschrieb Tremp Trails). Und für den Spass neben den Trails sorgen unsere Davoser Freunde Jutta und Bruno, die ebenfalls vor den Regenmassen nach Tremp geflüchtet sind.
Bilder Biketouren Tremp
Nach ein paar mega tollen Biketagen auf super geshapten Trails machen wir einen kurzen Stopp in Sort (Tourenbeschrieb L'Orri Sort). Der Trail leider eher auf der nassen Seite und bei dem ganzen Nebel sieht man von der anscheinend schönen Landschaft nix... Also fahren wir weiter ins Igüerri Land. Was wie eine Attraktion im Europa Park klingt, ist ein kleines aber feines Trailzenturm in Katalonien (Tourenbeschrieb Igüerri Land) an den Ausläufen der Pyrenäen. Aber auch hier sind die Trails ziemlich durchfeuchtet. So landen wir am Nachmittag in der Arbeiterbeiz beim Menu del Dia, bei dem man für 13 Euro Vorspeise, Hauptgang, Dessert und eine ganze Flasche Wein dazubekommt. Danach spielt der Trailzustand keine Rolle mehr, Biken kommt nicht aufgrund des Wasser-sondern eher wegen des Alkoholpegels nicht mehr in Fragen... Na dann Prost!
Bilder Igüerri Land
Nachdem das Wetter für die kommende Tage in den Bergen der Pyrenäen nördlich von uns und an Spaniens Atlantikküste weiterhin trüb und nass gemeldet wurde und wir keine Lust auf Schwimmhäute zwischen den Zehen haben, beschliessen wir in den Süden zu fahren. Bei L'Hospitalet del Infant treffen wir auf das Meer. Die Temperaturen angenehm warm und der (Nudisten) Stand leer. Während wir uns unserem neuen Hobby (Nackt-) Frisbee spielen widmen, erholt sich Röné im Schatten an unserem Schlafspot direkt hinter dem Strand von den vielen Kilometern auf der spanischen Autobahn.
Bilder Strände rund um Tarragona
Die Mittelmeerküste Spaniens ist wunderschön, lädt zum Verweilen ein und bietet uns einen Traumcampspot nach dem anderen. Aber nicht nur deshalb kommen unsere Fahrräder gerade eher wenig zum Einsatz. Die Datenbank von Trailforks ist zwar von unzähligen Trailzentren übersät, die Trails sind aber meistens nicht viel wert und oft in einem desolaten Zustand. Rollig ist fast eine Untertreibung. Nach einer enttäuschenden Runde bei Castellon de la Plana (Tourdaten Castellon de la Plana), fahren wir deshalb nach Denia, wo wir die Cova Tollada erkunden, OHNE Bikes.
Bilder Cova Tollada
Über Calp fahren wir an der Küste, vorbei am Camper- und Salzparadies, weiter Richtung Murcia. Haben wir in den Pyrenäen noch mit dem Regen gekämpft, ist es an der Küste der Wind der uns manchmal fast umbläst. Zuweilen machen wir uns Sorgen, dass unser Röné mit seinen kleinen Räder und den Fahrräder auf dem Dach plötzlich kippen könnte.
Bilder Calp-Alicante-Murcia
Da das mit den Strandferien und unserer Karriere als Frisbeeprofis mit dem starken Wind keinen Sinn macht, widmen wir uns wieder unseren bereits etwas eingerosteten Fahrrädern. In der Nähe des kleinen Städtchen Murcia hat es ein vielversprechendes Trailzentrum, das wider unseren Erwartungen auch richtig spassig und sehr viel befahren ist (Tourenbeschrieb El Valle). Vor allem, wenn man an Allerheiligen da ist, an dem alle streng katholischen Spanier frei haben. Glücklicherweise ist ihnen ihre Siesta auch (aller)heilig und am Nachmittag sind die Trails wieder leer. Für uns ein kleines Paradies und das Beste daran: Die Stadt, mit all ihren Annehmlichkeiten ist sehr nah und an unserem Parkplatz/Schlafspot gibt es Picknickplätze und eine öffentliche Toilette mit fliessend Wasser. Fast wie auf dem Camping!
Bilder Murcia
Bilder Bikezentrum El Valle
In der Region Murcia liegt auch Parque Regional de Calblanque und das alte Hafenstädtchen Cartagena. Nach einer Wanderung entlang der wilden, felsigen Küste im Regionalpark erkunden wir das geschichtsträchtige Hafenstädtchen und verwöhnen uns mit den bei den Spanier heissbegehrten Tapas. Was wir alles aufgetischt bekommen, wissen wir nicht so genau. Wir haben einfach mal alles, auf der nur auf spanisch verfassten Speisekarte, bestellt, das wir irgendwie aussprechen konnten. Lecker ist es und das Bier kommt gleich gratis dazu. Als die Einheimischen abends um 10 Uhr zum Abendessen übergehen, sind wir bereits mehr als vollgefressen und suchen torkelnd auf dem viel zu grossen Stadtparkplatz nach unserem Bett im Röné.
Bilder Parque Regional De Calblanque und Cartagena
Auch wenn die Landschaft rund um Cartagena paradiesisch ist und wir unseren Campspot unter Palmen (mit der tollen Gesellschaft von Pia ihrem Partner und Lena und ihrer Familie) nur ungern verlassen, brauchen wir etwas mehr sportliche Aktivität als Stadt - und Strandspaziergänge. Zurück auf dem Bike finden wir in einer alten Mine (Tourenbeschrieb Sierra Minera) ein paar lässige Trails und unternehmen eine Tour entlang der Küste (Tourenbeschrieb Cartagena), die zwar landschaftlich mit Stränden, wie aus dem Bilderbuch und einigen alten Forts kaum zu überbieten, aber an vielen Stellen extrem vom Gebüsch überwuchert ist. Die daraus resultierenden Kratzer an den Beinen brennen beim Baden im Meer auch noch lange Zeit später...
Bilder Küste rund um Cartagena
Bilder Bikezentrum Sierra Minera
Bilder Biketour Cartagena
Damit auch Röné wieder genug Auslauf hat, reisen wir weiter Richtung Andalusien. Er spult ohne Probleme, aber sehr gemütlich, Kilometer um Kilometer. Und eine Unmenge von Benzin... Wir hingegen nutzen unsere durchs lange Fahren angestaute Energie, leisten einen Beitrag im schönen Skulpturenpark am Strand und verfeinern unsere Frisbeeskills. Ohne Wind sind wir gar nicht mal so schlecht! Wir fahren entlang des wunderschönen und kaum besiedelten Cabo de Gato, mit seinen im November leeren wilden Strände Playa de la Pietra Gallera, Playa de los Genoveses und Playa de Mosul und Campspots wie aus dem Bilderbuch. Ein ganz besonderes Juwel, finden wir jedenfalls. Die mit tiefen Schlaglöchern durchsäte Kiesstrasse ist dann aber doch eine Nummer zu gross für Röné mit seiner etwas eingeschränkten Bodenfreiheit, und wir suchen den Weg zurück auf den Asphalt und in die Zivilisation.
Bilder Küste Cartagena-Andalusien
Wir erreichen Almeria und sind so mitten in Analusien angekommen. Temperamentvoll, wie wir uns diesen Teil von Spanien irgendwie auch vorgestellt haben, sind auch die Trails hinter der Grossstadt (Tourenbeschrieb Desierto de Tabernas). Die immer noch warmen Temperaturen bringen uns auf den abwechslungsreichen und zum Teil sehr knackigen Trails im November aber auch so zum Schwitzen. Darum freuen wir uns umso mehr über den Sprung ins Meer, die immer noch funktionstüchtigen öffentlichen Strandduschen und dass es anscheinend in der Nebensaison niemanden stört, wenn man direkt am Strand campiert.
Bilder Biketour Almeria Desierto Tabernas
An einer wortwörtlich filmreifen Kulisse machen wir unseren nächsten Stopp. Als "Mini Hollywood" wurde in der Wüste Tabernas diverse Filmsets aufgebaut um die sogenannten Spaghetti Western in der 1960er zu drehen. Heute kann man die Westernstädte Fort Bravo und Western Leone, in welchen Terence Hill gnadenlose Duelle bestritten hat, als Tourist besuchen. Sofern sie denn offen sind... Wir pedalieren vorbei an den verlassenen einsamen Forts Richtung Badlands (von tiefen, eng stehende Erosionsrinnen zerschnittenes Gelände) zum Trailzentrum Mini Hollywood (Tourenbeschrieb Mini Hollywood) Die Trails sind zum Teil arg vom Wasser in Mitleidenschaft gezogen oder staubtrocken. Aber mit etwas Kreativität findet man sehr spannende Routen in dieser bizarren Canyon-Landschaft. Rampage in Miniversion...
Bilder Biketour Mini Hollywood Desierto Tabernas
Nach einem einsamen Spaziergang durch das traditionell weiss getünchte andalusische Dörfchen Ohannes, das leider ebendso ausgestorben ist wie das Fort Bravo, unternehmen wir eine Bikerunde in der schönen Umgebung des Trailzentrums Alpujarra Almeriense (Tourendaten Alpujarra Almeriense) Einige tolle Routen sind dabei, generell scheint den Spaniern aber die Motivation zu fehlen, ihre Trails zu pflegen. Bei all der Siesta bleibt wohl keine Zeit zum Shapen.
Bilder Ohannes und Biketour Alpujarra Almeriense Andalusien
Vom Desierto Tabernas stehen für Röné wieder einige Kilometer auf der spanischen Autobahn an. Er bahnt sich zielstrebig seinen Weg durch die vielen LKWs und bringt uns sicher nach Granada. Dort erhält er eine wohlverdiente Pause, währenddem wir mit den öffentlichen Verkehrsmittel und zu Fuss die wunderschöne Stadt am Fusse der Sierra Nevada erkunden. Neben Sacramento, der Wiege des Flamenco und dem lieblichen Viertel Albacin, besuchen wir auch das Wahrzeichen der Stadt, die fantastische Alhambra. Erbaut von den muslimischen Eroberern aus Afrika zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert ist die "Rote Festung", wie sie auch genannt wird, heute eine der wichtigsten Touristenattraktionen in ganz Spanien. Und das zu Recht! Die Alhambra mit ihren fantastischen Gärten (General Life) und den Nasariden Palästen entführt uns in eine ferne abendländliche Zeit und erinnert uns sehr stark an die wunderschönen Bauten in in Chiwa, Samarkand und Bukhara (hier gehts zum Blog über die Seidenstrasse). So tauchen wir ein in die "europäische Seidenstrasse" und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Bilder Granada
Bilder Alhambra
Nach zwei Tagen Stadt haben wir genug und fahren weiter nach Malaga. Auf den Hügeln hinter der Stadt am Meer befindet sich das Bikezentrum Almendrales (Tourenbeschrieb Almendrales) in welchem am Sonntag reger Betrieb herrscht. Glück für uns. Ein junger Spanier (mit E-Bike) bietet sich an, uns seine Trails zu zeigen. Seine (und wahrscheinlich von den meisten Spaniern) Vorstellung von einem guten Trail, weichen etwas von unserer ab. Er fährt bevorzugt kurvenlos, steil und mit dem Hinterrad schlitternd bergab und driftet umher, dass man von lauter Staub den Weg nicht mehr sehen kann... Als er sich, wie die meisten Biker, für seine Siesta zurückzieht, können wir dann die Trails fahren, die er ausgelassen hat, weil sie zu viele Kurven haben...Und die sind dann ziemlich gut. Auch auf dem Monte Calmaro, den man bequem mit einer Gondelbahn erreichen kann und von dem man eine tolle Sicht bis ans afrikanische Festland hat, sind die spanischen Toptrails nicht unsere Favoriten. Wir scheinen einfach einen etwas anderen Geschmack zu haben. Wenigstens mussten wir in dieser Hitze nicht alle Höhenmeter selber hoch pedalieren. Unsere Fahrräder haben, nach Abschrauben beider Räder, gerade so in die kleine Kabine der Gondelbahn gepasst...Sorry, alle mit L- Rahmen müssen da wohl selbst strampeln. (Tourenbeschrieb Alhaurin de la Torre)
Bilder Biken in Malaga
Unser letzte Bikestopp in Spanien wollen wir in El Chorro machen. Mit klingenden Trailnamen wie MOAB 1 und MOAB 2 verspricht das Bikezentrum El Chorro (Tourenbeschrieb El Chorro) jede Menge Spass. Etwas Spass hatten wir, das geben wir zu, aber die Anreise hat sich wegen den paar Höhenmeter über den aus Moab bekannten Slickrock und total 3 fahrbaren Trails nicht gelohnt...
Bilder Biketour El Chorro
So richtig glücklich sind wir auf einigen spanischen Trails also nicht geworden. Wir beschliessen weiter westwärts zu ziehen und erreichen die Algarve in Portugal. Paradiesisch schön, auch für Strandmuffel wie uns. Wir geniessen die wilde Atlantikküste und den Campspot/Überwinterungsort vieler Aussteiger an der Praia dos Tomatos. Entlang der atemberaubenden Klippen zwischen der Praio Bengali und Praio Marinha unternehmen wir eine kleine Fahrradtour, nur mässig biketauglich nennen wir das mal, die uns ein paar unglaubliche Ausblicke bietet und Röné oberhalb des Praio Carvalho den wohl schönsten Standort bis jetzt beschert. Nur an die Feuchtigkeit und den Nebel, der sich jeden Abend über Röné legt und unsere Fahrräder gnadenlos rosten lässt, müssen wir uns nach den trockenen Wochen in Spanien erst gewöhnen!
Bilder Algarve
Wir schwenken Richtung Norden und reisen an den besonders bei Deutschen beliebten Surfspots weiter in Richtung Lissabon. Die Westküste ist ein Paradies für alle Wildcamper. Dies scheint aber nicht immer so zu sein. In der Hochsaison und vereinzelt in der Nebensaison werden hier ganze Camper-Städte von der portugiesischen Polizei gebüsst und weggeschickt. Wir haben Glück und finden immer ein einsames Plätzchen für Röné wo wir die schon fast magischen Sonnenuntergänge bestaunen können.
Bilder Westküste Portugal
Ganz in der Nähe der portugiesischen Hauptstadt befindet sich Sintra, in dessen nebligen und mit Pilzen übersäten Wälder ein fantastisches Trailzentrum versteckt liegt (Tourenbeschrieb Sintra). Die Trails sind im Gegensatz zu Spanien in einem top Zustand und nicht annähernd staubig. Wir platzieren uns auf dem Parkplatz am Staudamm und shredden endlich wieder Trails, die uns richtig gut gefallen! Auch die kurzen Routen gleich hinter Lissabon auf dem Monsanto (Trailzentrum MonSanto) können sich sehen lassen und sind eine willkommene Abwechslung nach einem Tag in der Grossstadt Lissabon.
Bilder Biketouren Sintra
In Lissabon lassen wir es uns nochmals richtig gutgehen und testen alle Leckereien, die das Land zu bieten hat. Neben den salzigen Pastel de Baceljau und den süssen Pasteis de Nata oder auch Pasteis de Belem genannt, gönnen wir uns in einer Spelunke gemeinsam mit Petra und Jan aus Engelberg, die wir auf den Trails in Sintra kennengelernt haben, einen üppigen Apero mit billigem Wein und ein leckeres Abendessen mit hoffentlich frisch gefangenem Fisch.
Bilder Lissabon
Danach neigt sich unser Reise durch Westeuropa langsam ihrem Ende zu. Nachdem wir am Cabo Roca gemeinsam mit einer Unmenge mit Slefiesticks bewaffneten Chinesen, den westlichsten Punkt vom europäischen Festland erreicht haben, geht es für uns wieder ostwärts. Zurück nach Hause. Röné, der uns ohne Probleme bis hierher gebracht hat, steht noch eine letzte grosse Anstrengung bevor. Etwas mehr als 5000km haben wir mit ihm bereits abgespult und in den nächsten 24 Stunden kommen nochmals 2500 km dazu...Und immer noch läuft er zuverlässig wie kein anderer... Ohne irgendein Problem erreichen wir nach fast 8000 km das zu Hause von Tanias Eltern, wo Röné für die Weiterreise ins bereits winterlich eingescheite Davos von Tanias Bruder noch 4 nigelnagelneue Schuhe/Winterpneus erhält. Niemals hätten wir damit gerechnet, dass unser etwas betagte Renault Kangoo uns so reibungslos quer durch Westeuropa bringt, dass er jeden noch so hohen Pass in den Alpen mit Bravour meistert, die Trockenheit in Spanien so gut wegsteckt und uns in der feuchten und salzige Altantikluft von Portugal nicht unter den Füssen davon rostet! Was für ein Auto!
Nun werden wir für die nächsten 5 Monate sesshaft und geniessen den Winter und die frischen Lines im Schnee zu Hause in Davos, bevor wir uns im Frühling 2024 wieder auf und davon machen. Immer den Bergen nach... Immer auf der Suche nach guten Trails und Lines.
Reisedaten 16.10-25.11.2023
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